Eingerichtet am 20.12.2000       Zuletzt geändert am 22.01.2001

Volkmar Kobelt HEIM    "Philosophie"

Der freie Wille

Von einem "freien Willen" wird schon so lange geredet und geschrieben, daß John Stuart Mill in seinem Buch über Freiheit gleich am Anfang darauf hinweist, daß er darüber nicht schreibt, sondern über "bürgerliche oder soziale" Freiheit.

Zur Abgrenzung mit umgekehrtem Ziel kann man wohl sagen: es gibt die politische/alltägliche Freiheit des Menschen, jedenfalls als Begriff: Wenn der Mensch nicht unnötig von der Obrigkeit eingeschränkt ist, wenn seinem Handeln nicht unnötige äußere Widerstände entgegenstehen, oder ohne politische Wertung auf den groben Punkt gebracht: Wenn er machen kann, was er will. Andernfalls steht dem Willen ein äußeres Hindernis entgegen (wobei man natürlich die richtige Betrachtungsebene einnehmen muß).

Freiheit scheint insoweit gegeben zu sein, als an sich denkbare Möglichkeiten des Handelns nicht verbaut sind. Genauere Analyse dürfte für das Folgende nicht nötig sein.

Diese (äußere) Freiheit scheint auch noch gemeint zu sein bei der Wendung: "Aus meinem freien Willen habe ich ..."; also ohne äußeren Druck.

Nun scheint es aber die Auffassung zu geben, daß man auch dem Willen selbst Freiheit oder Mangel an Freiheit zusprechen könne. Insbesondere wird vertreten, daß bei einer durchgängigen "Determiniertheit" der "Naturvorgänge" der Wille nicht frei sein könne.

Daraus folgern manche dann auch noch, daß man Menschen für moralisches Fehlverhalten nicht bestrafen dürfe, weil sie sich nicht anders verhalten können, als sie sich verhalten (ich habe Schwierigkeiten, den Gedankengang auszudrücken).

Diese Vorstellungen setzen doch aber eigentlich voraus, daß man sich eine Instanz, den Willen, außerhalb der natürlichen Abläufe vorstellt, wobei diese Außen-Instanz wegen der Determiniertheit der natürlichen Abläufe nicht gegen diese ankommt. Vielleicht eine Instanz in einer jenseitigen Welt, die auf ihren Repräsentanten in dieser "natürlichen" oder "materiellen" Welt wegen der Determiniertheit keinen Einfluß haben kann. Wenn man aber (wie ich) dieser Doppelwelt-Vorstellung nicht anhängt, hat es dann wohl keinen Sinn, von einer Freiheit oder einer Unfreiheit des Willens (als zur z.B Freiheit des Menschen hinzukommend) zu reden.

In jedem Fall dürfte die obige moralische Folgerung, eine Art Moral der Nicht-Moral, auf einer wirren Vermischung von Betrachtungsebenen beruhen.


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