Eingerichtet am 20.12.2000 Zuletzt geändert am 22.01.2001
Volkmar Kobelt | HEIM "Philosophie" |
Dieses Wort, im Sinn von Sein, Dasein, daß es etwas (Bestimmtes) gibt, wird meiner Meinung nach zu ausufernd verwendet; für Anwendungsbereiche, wo es keinen Sinn hat. Zum Beispiel: Angenommen, ich zeige auf einen Gegenstand, z. B. einen Aschenbecher auf dem Tisch, und sage zu einer Person, die mich dazu fragend ansieht: "Das gibt es." Das ist so sinnvoll, als wenn ich sagte: "Das gibt es nicht." (Wenn wir nicht gerade z.B. über Halluzinationen reden. Aber solche Hinweise über Kontextabhängigkeiten oder stillschweigende Voraussetzungen einer Rede/Schreibe könnte man ja ins Uferlose treiben.)
Man kann also von Individuen, bereits Vorgefundenem nicht sinnvoll "Existenz" aussagen. Sondern: Der sinnvolle Gebrauch betrifft doch die Frage, ob man zu einer Beschreibung eines (möglichen) Gegenstands, oder vielleicht besser einer Klasse von Gegenständen, einen passenden (in einer gewissen Konkretisierungsebene) finden kann. "Ja" hieße, daß die Klasse nicht leer ist. (Ob man das Finden-Können dann als Prädikation der Beschreibung ansieht, oder nicht, wie es heute wohl herrschende Meinung ist, kann hier dahingestellt bleiben.) "Existenz" ist dabei auch nicht an körperliche "Wirklichkeit" gebunden, wie die Existenz von "Existenzsätzen" in der Mathematik zeigt. Ein Begriff, an den man sich sehr schnell gewöhnt. Etwa: "Es gibt eine Zahl mit der und der Eigenschaft." Im Beweis wird dann z. B. eine solche aufgezeigt. Wenn man der Zahl (besonders im Fall, daß es nur eine gibt) dann einen Namen gibt, kann man dann unter der Bezeichnung mit dem Namen von der Zahl nicht mehr sagen, daß es sie gebe ("Pi existiert" ??).
Wenn ich dann hier gleich einmal zum Gipfel der Begriffs-Überdehnung kommen kann: Das Sein der Welt. Im Sinne von Existenz der Welt, daß es die Welt (unsere Welt) gibt, ähnlich: daß es überhaupt etwas gibt. Wobei hier Welt so umfassend wie möglich gemeint zu sein pflegt. Das paßt offenbar so wenig zur beschriebenen Auffassung von Existenz wie die Beispiele von Individuen und Vorgefundenem.
Aber auch, wenn man unabhängig vom Vorgetragenen neu denkt, was da gemeint sein könnte: Falls die Welt nicht existierte, - wo sollte man hinsehen, ob das stimmt? Genauer:
Betrachten wir unsere Welt mit Himmel, Erde, Menschen auf der Erde. Angenommen, es gäbe sie nicht. Könnte das denn einer dieser Menschen in ihr bemerken?
Auch sprachlich deutet das Wort "Dasein" ja darauf hin, daß zum Sein von etwas ein Ort "Da" (u. U. in übertragenem Sinn) gehört, wo ein Exemplar gefunden wird. Wenn aber jeder solche Ort in dem gefragten Gegenstand enthalten ist, kann sich kein Sinn der Frage ergeben.
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